Nachdem hier kürzlich bei den Streitereien mit Herrn Zollinger und Frau Lamprecht um die Nutzung eines Weinberges zahlreiche Vorschläge zur Weiterführung des Projektes eingegangen sind, hätten wir gerne die großartigen Ideen der Leserschaft umgesetzt. Aber wie so oft, kommt es meistens anders als man denkt …
Die heiße Phase des Wahlkampfes zum hart umstrittenen Thema „Sinnvolle Weinanbaugebietsnutzung“ hat begonnen.
Gastwirt Karl-Georg Zollinger und Weinkönigin Susie Lamprecht liefern sich ein erbittertes Gefecht und buhlen um die Gunst der Wählerschaft. Die werte Frau Lamprecht setzt gekonnt ihre weiblichen Reize ein, während Herr Zollinger mit dem Argument „Tourismusboom“ punkten kann.
So wartet hier jeder gespannt, wer wohl das Rennen machen wird, als plötzlich ein dritter Kanditat in den Ring steigt und seinen Nutzungsplan für das Weinanbaugebiet vorstellt.
Friedhelm-Johnny von Merzbach heißt der Überraschungsmann, der kein geringerer ist als der Käufer der sündhaft teuren Leopardingerweinflasche. Ein wenig irritiert wird der Neuankömmling, oder wie wir Schwaben sagen „dr Reigschmeggte“, begutachtet und misstrauisch keine Sekunde aus den Augen gelassen. Denn der arrogante Milliardär und Hobby-Punktesammler, der mit seinen Paypal-Sammelpunkten ein Vermögen verdiente, will nun die Sache auf den Punkt bringen und an dem Weinhang eine große Fabrik aus dem Boden stampfen, in der mit hochentwickelten Maschinen der unerschwinglich teure Leopardingerwein produziert und an exklusive Gäste aus aller Welt verkauft werden soll.
Verdutzte Gesichter aller Orten. Damit hatte niemand gerechnet. War man doch von einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Zollinger und Lamprecht ausgegangen.
Sogleich verweigerte der sonst so gastfreundliche Herr Zollinger dem Milliardär eine Unterkunft in seiner Pension. Auch die übrigen Almbewohner spürten, dass der Neuankömmling nur den harmonischen Dorffrieden stören wollte und verriegelten ihre Häuser. Doch mit allen Wassern gewaschen packte der arrogante Herr von Merzbach sein hochmodernes Designercampingzelt und übernachtete auf einem Acker im Tal. Dort öffnete er siegessicher die sagenumwobene Flasche Leopardinger, die er bisher sorgsam an einem geheimen Ort verwahrt hatte. Langsam gluckerte der teure Tropfen in einen schweren Humpen, als unvermutet ein Brüllen das Zelt erfüllte. Und wie aus dem Nichts entfleuchte der Geist der Leopardin Erna aus der Flasche, wirbelte behende durch die Lüfte, fletschte die Zähne … und ein markerschütternder Schrei hallte durch die Nacht.
Herr Zollinger sattelte ohne zu zögern sein eurasisches Känguru-Pferd und ritt dem lärmenden Gast entgegen. Doch als er das Zelt erreichte, bot sich ihm ein Anblick des Grauens. Der gefräßige Geist Ernas hatte nur noch ein fein säuberlich abgenagtes Skelett des Milliardärs übrig gelassen.

Die Kunde dieses unglaublichen Ereignisses machte sogleich die Runde im Dorf, das mit sehr gemischten Gefühlen aufgenommen wurde. Das Entsetzen war groß, die Dorfbewohner realisierten, dass sie doch ein wenig zu herzlos gehandelt hatten und organisierten eine wunderschöne Trauerfeier, gesponsert von Paypal.
Auch der werte Herr Zollinger und die gute Frau Lamprecht kamen zur Besinnung und trafen sich zu einem aussöhnenden Gespräch bei einer Flasche Rotwein. Und das frisch gekelterte Getränk schmeckte gar so süß, dass sich die zwei ehemaligen Kontrahenten ineinander verliebten und sich bei Sonnenuntergang an den Ausläufern des Weinberges in den Armen lagen.
Romantischer und friedvoller hätte diese Geschichte wohl kaum enden können, bewirtschaftet die Familie Zollinger-Lamprecht seit geraumer Zeit doch nun den Weinberg gemeinsam, dessen guter Jahrgang Touristen aus aller Welt anzieht, regelmäßig eine neue Weinkönigin gekürt wird und sogar die leer getrunkene Flasche Leopardinger einen Ehrenplatz im ortsansässigen Museum für Heimatkunde erhalten hat. Eine Punktlandung könnte man sagen.
Punkt!

Und wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, Ihre Urlaubstage gerne in heimeliger Umgebung verbringen, kulinarische Köstlichkeiten aus biologischem Anbau nicht verschmähen und das Ehepaar Lamprecht-Zollinger persönlich kennen lernen möchten, besuchen Sie uns auf der Alm! An illustren Gästen aus aller Welt wird es nicht fehlen. Durst und Langeweile werden hier mit Sicherheit nicht aufkommen. Wir wünschen einen traumhaften Sommer! 🙂
©mauswohn
Bild: Internet
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