Es ist fünf Uhr früh. Der Wecker klingelt und scheucht den Hahn auf den Mist, um die Almbewohner zu wecken. Artig kräht er so lange, bis sich jeder aus seinem Bett wälzt und zur Arbeit begibt.
Nur einer ist schon vor dem Hahn auf den Beinen. Es handelt sich um unseren Almhausmeister Egon Schrödinger, der bereits im Beitrag „Normaler Wahnsinn“ kurz Erwähnung fand. Punkt vier Uhr steht er auf und deckt emsig den Frühstückstisch. Natürlich hat er auch die Adventsdekoration angefertigt und zündet heute das erste Kerzchen an.
Herr Schrödinger ist im wahrsten Sinne des Wortes der gute Geist unseres Anwesens und sorgt dafür, dass hier alles seinen gewohnten Gang geht. Er ernährt sich ausschließlich von speziellen japanisch-schwäbischen Bioprodukten aus Malibu. Diese bescheren ihm ein besonders langes Leben. Der gute Herr ist nun schon weit über 350 Jahre alt und hält sich ausgezeichnet.
Bevor er seinen Dienst auf der Alm antrat, war er in vielen anderen Berufsfeldern unterwegs. Seine letzte Tätigkeit liegt über 30 Jahre zurück. Zu dieser Zeit lebte er in einem heruntergekommenen Wohnwagen am Strand von Malibu und verdiente sich dort seinen Unterhalt als Privatdetektiv.
Mittlerweile ist er aus unserer Mitte nicht mehr wegzudenken, zufrieden haust unser fleißiger Alleskönner in einer kleinen Hütte neben dem Kuhstall. Und mit ihm sein Hund. Seit nunmehr einem Jahr wird er von dem Vierbeiner begleitet, der sogleich sein bester Freund geworden ist. Zuvor umgab sich Herr Schrödinger jahrelang mit einer Katze namens „Doggy“, mit der er regelmäßig auf den Wiesen spazieren ging. Sie waren das unzertrennliche Traumpaar der Alm.
Doch die liebe „Doggy“ kam durch tragische Umstände ums Leben. Der entfernte Nachbar unseres Hausmeisters, Herr Albert Zweiholz, hatte ihr, ganz ausversehen natürlich, den Garaus gemacht. Der werte Herr ist Erfinder mit Leib und Seele und bastelt meist an recht eigentümlichen Dingen. So hatte er damals aus drei Ananassamen vom Nordpol zwei elektronische Tropenhunde herangezogen. Dieser überraschende Zuchterfolg überforderte Herrn Zweiholz ein wenig, er hatte seine Elektrohunde nicht im Griff, sie rissen aus und zerfleischten Herrn Schrödingers Katze.
Seither sind die zwei Herren nicht besonders gut aufeinander zu sprechen. Herr Zweiholz schenkte Herrn Schrödinger zur Versöhnung zwar einen Hund, wohlgemerkt keinen Tropenhund, doch so ganz verzeihen kann unser Egon diese Misere dem Erfinder nicht.
Und nun leben also der Hausmeister und sein bellender Vierbeiner namens „Katze“ unzertrennlich beisammen.
Dank Herrn Schrödinger greift auf der Alm ein Rädchen ins andere, er repariert defekte Eieruhren, baut neue Nistkästen und leert natürlich die Mülleimer. Nur ab und an regt er sich ein wenig über streunende Hunde auf. Zu tief sitzt der Schmerz über den Verlust seiner Doggy, die von den Tropenhunden einst ins Jenseits befördert wurde.
Aber alles in allem ist unser guter Geist ein humorvoller, ehrlicher und zuverlässiger Arbeiter, mit dem wir sicherlich noch jede Menge Spaß haben werden. Und das in einem Alter von über 350 Jahren. Respekt! 🙂
Hier sehen Sie nun eine alte Aufnahme aus glücklichen Zeiten, als Herr Schrödinger noch mit seiner „Doggy“ auf den Almwiesen unterwegs war, bevor er dann mit seinem neuen Weggefährten, der geliebten „Katze“ Freundschaft schloss.